Fortbildungselemente

Die Fortbildung Ethnomedizin wird in verschiedenen Elementen und Schwerpunkten abgehalten:

1. Ethnomedizinische Grundlagen
Ethnologen mit Feldforschungserfahrung bieten einen Überblick über verschiedene Konzepte des Menschseins. Je nach Kosmologie, Menschen- und Weltbild variieren die kulturspezifischen Deutungen von Wohlbefinden (Gesundheit) und Missbefinden (Krankheit). Erst das Verstehen dieser fremdkulturellen Betrachtungsweisen verändert die Wahrnehmung und schärft den Blick für die Besonderheiten traditioneller Heilverfahren und die jeweiligen Charakteristika von Heilerpersönlichkeiten.

2. Systeme der Heilung
Wissenschaftler gehen im Detail auf Konzepte und Definitionen von Gesundheit, Krankheit und Heilung in bestimmten indigenen Traditionen ein. Sie berichten vom aktuellen Dialog zwischen Vertretern der Schulmedizin und traditionellen Heilern und schlagen eine Brücke zwischen den Kulturen bzw. dem westlichen und anderen Medizinsystem. Von ihnen angeleitet werden Möglichkeiten und Grenzen einer Integration alternativer Ansätze herausgearbeitet und diskutiert.

3. Heiler-Werkstatt
Spezialisten verschiedener europäischer und außereuropäischer Heiltraditionen gewähren den Teilnehmern Einblicke in ihr Wissen, ihren jeweiligen kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrund sowie in ihre Diagnoseverfahren und Ritualtechniken. Der Erfahrungsaustausch über verschiedene Konzepte von Diagnose und Heilung fördert die interkulturelle Verständigung. Wer bereit ist, "Unerwartetes zu erwarten" und offen ist für Antworten, wo sie weder gesucht noch erwartet werden, macht eine fruchtbare Interaktion und verständnisvolle Begegnung möglich.

4. Interaktion
Aus der Teilnehmerschaft werden Übungen bzw. Themen für Kurzvorträge vorgeschlagen, die der Gruppe präsentiert und anschließend diskutiert werden. Hier werden die Teilnehmer eingeladen, sich selbst aktiv in die Fortbildung einzubringen. Pro Fortbildungstermin können drei Interaktionen (je 40 Minuten) stattfinden. Somit partizipiert die Gruppe an den Erfahrungen, dem Wissen und den Spezialgebieten der Kommilitonen. Wir sehen dieses Element als Chance, sich selbst auszuprobieren und der Gruppe etwas "persönliches" zu schenken. Die Interaktion ist freiwillig und thematisch offen.

Diese Fortbildungselemente ermöglichen Ihnen neue Blickwinkel auf das Thema Gesundheit und Heilung und eröffnen somit neue Perspelktiven für alternative Ansätze.


Zielsetzung der Fortbildung:

Erwerb von Grundlagenwissen im Bereich Ethnomedizin.

Einblicke in internationale, ethnomedizinisch relevante Diskussionsbereiche.

Aufbau eines Netzwerks zum wissenschaftlichen Austausch und zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit.

Praktisches Wissen:
Experten/-innen stellen Möglichkeiten und Grenzen therapeutischer Anwendungen dar, berichten über ihre persönlichen Begegnungen mit traditionellen Heilerinnen und Heiler und vermitteln theoretische Einblicke in weitere relevante Bereiche wie z.B. Kultur- und Naturphilosophie, Transkulturelle Psychologie, Schamanismus, Ethnomusiktherapie oder Ethnobotanik.

Persönliche Erfahrungen:
Heilkundige Spezialisten/-innen leiten praktischen Übungen an und stellen Diagnose- und Heilverfahren vor. Für die interkulturellen Begegnungen und Einordnungen stehen wissenschaftlich kompetente und feldforschungserfahrene Wissenschaftler/-innen unterstützend zur Seite.

Selbstreflektion:
Interaktive Übungen schärfen die Wahrnehmung und decken persönliche und kulturelle Muster auf. Durch den Prozess der interkulturellen Kompetenz werden soziokulturellen Aspekte beim Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Heilung bewusst.

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Sehen sie hier als Beispiel eine praktische Umsetzung ethnomedizinischer Perspektiven durch den Input dieser Fortbildung: "Schamanismus und Biomedizinische Ansätze - Dualismus oder Synthese?"
Diese Arbeit wurde im Rahmen der Studentenfortbildung von Caroline Häußermann eingereicht. Sie untersucht in ihrer Arbeit den medizinischen Pluralismus in Nepal an Hand des Tribhuvan University Teaching Hospital (TUTH) in Kathmandu, sowie des Shamanic Studies and Research Centre in Naikap. Sie zeigt auf, wo die Wurzeln des Dualismus zwischen diesen beiden Systemen liegen und wie in Zukunft diese historischen Gräben überwunden werden könnten - durch einen gemeinsamen Dialog und der aktiven Beschäftigung mit den jeweiligen anderen Ansätzen.